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1. DAS PROBLEM
Früher hiess es "triezen", "schikanieren" oder "fertig
machen". Heute heisst es "Mobbing": es ist eine Art Psychoterror und wird
aus dem Englischen "to mob" ("anpöbeln") abgeleitet. Gemeint
ist eine systematische, schwerwiegende Belästigung, im Sinne eines Machtmissbrauchs .
Mobbing steht also für böswillige, bewusste oder unbewusste Handlungen, die zum Ziel
haben, die Mitmenschen "fertig zu machen", seien es Angehörige, Mitschüler,
Arbeitskollegen, Glaubensgeschwistern ...
Es gibt verschiedene Arten des Mobbings:
- Mobbing durch körperliche Gewalt wie Verprügeln, Erpressung, Nötigung,
sexuelle Belästigungen...
- Verbales Mobing: Lästern, Auslachen, ungerechtfertigte Anschuldigungen, Erfinden
von Gerüchten und Geschichten über den Betroffenen, Verpetzen, negative Bemerkungen wie:
"Aus dir wird nie etwas werden".... Gerade Letzteres kann zur Entwicklung eines
sehr negativen Selbstbildes und Selbsbewusstseins beitragen.
- Das stumme Mobbing: Stillschweigendes Verachten oder Ignorieren,
Gleichgültigkeit, Diskriminierungen, Ausgrenzen, Zurückhalten wichtiger Information.
Diese Art Mobbing wirkt demütigend und verletzend.
2. DIE FOLGEN
Experten schätzen, dass etwa 20% der jährlichen Selbstmordfälle durch Mobbing
ausgelöst werden. Dazu gehört auch ein schlechtes Sozial-Klima und schlechte
zwischenmenschliche Beziehungen: ungelösste Konflikte, Isolation, Aggressionen; und
schliesslich innerpsychische Folgen wie: verschwindendes Selbstbewusstsein, Absinken des
Selbstwertgefühles, Angst, Niedergeschlagenheit, Apathie, Initiativlosigkeit,
Gereiztheit, Unsicherheit, Übersensibilität, Alptraüme ... Die psychosomatische Folgen
sind: Bauchschmerzen, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Weinen, Kontaktarmut,
Schlafstörungen...
3. DIE URSACHEN
Vorwiegend sind es Konflikte die nicht gelöst wurden, oder die zuviel Energie in Anspruch
nehmen. Wir erleben sie als Überforderung, oder als Unterforderung, als
Identifikationsverlust, als gestörtes Klima in der Familie, in der Schule, in der
Gemeinde, als Frustration am Arbeitsplatz.
Oft ist Mobbing auch eine Art Entlastungsventil für Aggressionen, wenn die Entlastung
nicht anders möglich ist oder wenn die Agressionnen nicht verhindert werden können.
Es kann auch das Holen von Annerkennung sein, wenn sie nicht anders gegeben werden kann
(zu Hause, in der Schule...)
Manchmal ist Mobbing auch nichts anderes als Missbrauch von Macht, oder die Angst zu
versagen, oder der Versuch, die eigenen Minderwertigkeitsgefühle an anderen auszulassen.
In einigen Fälle kommt es auch von der Angst des Fremden, des Anderen... dem man sich
nicht anpassen kann oder will. Manchmal braucht man nur einen Sündenbock, dem man alles
in die "Schuhe schieben kann"!
4. LÖSUNGEN
Die ersten Lösungsansätze sollten meines Erachtens darin bestehen, dass mit einigen
Mythen aufgeraümt wird, (und dazu möchte ich gerne beitragen, auch heute, und hier.)
1) "In unserer Familie, in unserer Gemeinde, gibt es kein Mobbing". Wenn
wir ehrlich sind und darüber nachdenken, finden wir einige Mobbingfälle, auch bei uns.
Stimmt es oder nicht?
2) "Mag sein, dass Mobbing in meiner Familie, in meiner Gemeinde vorkommt, aber es
ist harmlos". Das ist eine Abwehrreaktion: man leugnet, verweigert, oder man
bagatellisiert. Mobbing kann nie harmlos sein, oder nur in den Augen der Täter!
3) "Als Familenmitglied, oder als einfaches Gemeindelied kann ich nichts
unternehmen gegen Mobbing". Die Lösung heisst jedoch: Hinschauen und Handeln.
Die Augen öffnen, in seinem eigenen Leben, in seiner Familie, in seiner Gemeinde! Über
Mobbingfälle berichten, diskutieren, helfen wo es nötig ist. Dies setzt die Bereitschaft
voraus, Konflikte wahrzunehmen und sich mit ihnen unvoreingenommen und möglichst
vorwurfsfrei auseinanderzusetzen. Ein wärmeres Familien- und Gemeindeklima wäre der
Lohn!
Dr. Jean-Michel MARTIN
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